„Bist du zwar grünes Schaf, aber mit die Stolz von die Papa! Und das ist ganze Miete schon halb.“ – Tatsächlich scheint Marcel neben dem flauschigen Fell seiner Mutter und der grünen Farbe seines Vaters auch das allerwichtigste aus seiner Patchwork-Familie mitbekommen zu haben: Ein gesundes Selbstvertrauen für das Leben in einer multikulturellen Welt.
In diesem amüsanten Animationsfilm werden wir Zeugen der Dreharbeiten einer Kurzdokumentation über die Patchwork-Familie El Sapo. Zunächst stellt sich der Vater vor: Juan El Sapo, ein „echter Latino-Frosch aus Puerto Rico“, aus erster Ehe bringt er seine beiden Söhnen Pablo und Pietro mit. Dann ergreift die Mutter Gisela „aus Mittelhessen“ das Wort, sie hat eine Tochter Susanne „… und äh, mir sind eine Patchwork-Familie.“ Als die beiden frisch verliebten Eltern sich in der Schilderung ihrer gegenseitigen Verfallenheit verlieren, müssen sie von Tochter Susanne mit einem strengen Blick zur Ordnung gerufen werden: „Mutti!!!“ – Und so findet der Vater zum Thema zurück: „Alse die Marcel aufe die Welt kam, war natürliche sehr stolze die Papa …“
Der Film ist aktuell nicht mehr auf Vimeo oder YouTube zugänglich, aber auf der Website des Filmemachers Carsten Strauch frei verfügbar. Ich bette den Film von dort ein:
Der Film spricht auf äusserst vergnügliche Weise die Themen Patchwork-Familie, interkulturelle Begegnung, Multikulturalität, Migration, Diskriminierung und Integration sowie Identität an und eignet sich zum unterrichtlichen Einsatz mit Schülerinnen und Schülern ab etwa 10 Jahren.
Für den Unterricht bietet sich zunächst eine nähere Untersuchung der drei Hauptfiguren des Films – Vater, Mutter und Marcel – an: Wie sehen sie ihr Leben, was ist wichtig und was ist Nebensache? Wie sehen sie die Perspektiven, Schwierigkeiten und Chancen für ein Leben als „grünes Schaf“? Gemeinsam mit dem drei weiteren (Neben-) Figuren des Films, Pablo, Pietro und Susanne, bietet sich ein recht breites Rollenspektrum, das zu analysieren wäre: Welche Herausforderungen und Fragestellungen sind für die verschiedenen Figuren zentral? Für den Unterricht ergibt dies auch ein breites Spektrum an Identifikationsmöglichkeiten: Welcher Figur fühle ich mich nahe, was beschäftigt diese Figur und wie würde ich mich an ihrer Stelle verhalten?
Schliesslich hat der Film als fingiertes „Making-Of“ einer Kurzdokumentation eine zweite Ebene, die medienpädagogisch zu untersuchen wäre: Was wird gezeigt und was nicht, was kommt zur Sprache und was nicht, wer darf sprechen und wer nicht, wie wird gesprochen (Akzente/Dialekte/Hochsprache) und was bleibt unausgesprochen? Wie wird die Patchwork-Familie El Sapo gezeigt, wie inszeniert sie sich und wie wird sie medial inszeniert? Wer inszeniert, wer wird inszeniert und wer durchschaut die Inszenierung? Eventuell sind hier auch Anschlüsse an aktuelle Reality-TV-Formate möglich.
Die vom Katholischen Filmwerk produzierte DVD „Das grüne Schaf“ mit nichtgewerblich-öffentlichem Vorführrecht (Ö-Recht) enthält neben dem Film die auch online zugängliche Arbeitshilfe von Alexander Scherer.
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