Zunächst
… gibt es keine grundsätzlich andere oder eigene Methodik für die Arbeit mit Filmen: Prinzipiell können alle (Unterrichts- und Gesprächs-) Methoden auch für die Arbeit mit Filmen eingesetzt werden. Es empfiehlt sich, die Methode dem je gewählten Film anzupassen. So ergeben sich die Methoden oft auch direkt aus dem Film.
Natürlich hat aber auch das Medium Film einige Eigenschaften, aus denen sich einige filmspezifische Methoden ergeben.
a. Methoden der Arbeit eng am Film
Filmtitel
Vor dem Film: Welche Erwartungen weckt der Filmtitel? Oder nach dem Film: Warum trägt dieser Film eben diesen Titel, welcher alternative Titel wäre denkbar?
Fokus
Vor dem Film oder vor einer zweiten Visionierung werden verschiedene zugespitzte Beobachtungsaufträge verteilt: Dabei können einzelne Filmfiguren, Phasen, Szenen, Orte etc. auf eine spezielle Fragestellung hin fokussiert betrachtet werden. Im Gespräch können die verschiedenen Einzelbeobachtungen zusammengetragen und ausgewertet werden.
Sequenzen
Der Film wird an einer oder zwei vorher definierten Stelle gestoppt und erst nach einer ersten Arbeitsphase weiter visioniert. Mögliche Arbeitsansätze: Was ist bisher geschehen? Was muss noch zu Ende gebracht werden? Wie könnte der Film weitergehen? Wie hoffe ich, dass es weitergeht?
Filmstills
Anhand auf Papier ausgedruckter Filmstills kann der Film mit spezifischen Fragestellungen nacherzählt werden: Was ist bis hier geschehen? Wie fühlt sich die Filmfigur X in dieser Szene des Films? Was denkt Filmfigur Y in jener Szene? (evtl. mit Sprech- oder Gedankenblasen).
Filmstills können ebenso bereits vor der Visionierung eingesetzt werden: In welche Reihenfolge gehören sie und welche Geschichte erzählt der Film möglicherweise?
Zitate
Mit ausgewählten Filmzitaten kann die Handlung/Entwicklung des Films nachvollzogen oder (vor der Visionierung) Vermutungen über den Inhalt des Films gesammelt werden.
Filmscripts/-dialoge
Wenn das Script oder die Dialoge des Films (evtl. im didaktischen Begleitmaterial) verfügbar sind, können sie als zusätzliche Arbeitsgrundlage herangezogen werden. Hier können Methoden der Textarbeit zum Tragen kommen.
Innere Monologe
Einzelne Szenen oder filmische Momente werden genauer erkundet, indem innere Monologe von zentralen Figuren des Films zur Sprache oder zu Papier gebracht und untereinander ausgetauscht werden. Diese Empathie-Übung liefert wahrscheinlich verschiedenste Ergebnisse, die miteinander ins Gespräch gebracht werden können.
Stummfilm
Der Film – oder ein Ausschnitt – wird ohne Tonspur gezeigt, um die Aufmerksamkeit auf einzelne Bildelemente zu fokussieren oder die Wirkung der Tonspur indirekt durch Ausblendung zu erkunden. Oder vor der Visionierung: Anhand eines Filmausschnittes ohne Tonspur werden Vermutungen über den Film gesammelt.
Tonspur
Die ganze Tonspur oder Ausschnitte daraus kann als Audiobeitrag analysiert werden: Was drückt bereits die Audiospur allein aus? Nach dem Film: Welche Bilder und Szenen gehören an welcher Stelle der Tonspur? Oder vor dem Film: Anhand der Tonspur werden Vermutungen über den Film gesammelt.
b. Methoden der analytischen Arbeit am Film
Gliederung
Wie lässt sich der Film gliedern? Gibt es Kapitel, Teile, Phasen? Wo sind Höhepunkte, Einschnitte, Wendepunkte?
Filmsprache
Welche filmischen Mittel werden eingesetzt, welche Wirkung haben sie und wozu dienen sie im Gesamtkonzept des Films? (Einstellung, Kameraperspektive, Kamerabewegung, Schnitt/Montage/Blenden, Ton/Musik)
Filmkritik
Zum Abschluss der Arbeit am Film wird eine schriftliche Filmkritik verfasst, in der alle beobachteten Aspekte zusammengefasst werden und der Film beurteilt und auch persönlich gewürdigt wird.
c. Methoden der spielerischen Arbeit zum Film
Figurenaufstellung
Nach der Visionierung des Films werden die verschiedenen Figuren des Films und ihre Beziehungen untereinander als Aufstellung im Raum dargestellt. Gefühle, Beziehungen und Eigenschaften einzelner Filmfiguren werden hier körpersprachlich ausgedrückt.
Filmcasting
Nach der Visionierung des Films gibt es ein Casting für eine Neuverfilmung. Nach einer Vorbereitungszeit gibt es Bewerbungsgespräche für einzelne Rollen: Welche Wesenszüge und Fähigkeiten sind für welche Rolle und diesen Film besonders wichtig?
Filmjury
Der Film wird auf Grund gemeinsamer Gütekriterien bewertet, mit einer Altersempfehlung versehen, für die Arbeit an einem Thema vorgeschlagen. Der Film wird – mit einer sorgfältigen Begründung – kritisiert, verrissen oder hochgelobt.
d. Methoden der gestalterischen Arbeit zum Film
Filmvertonung
Im Anschluss an eine Visionierung des Films ohne Ton wird eine eigene Tonspur erarbeitet, mit Dialogen, Geräuschen und Filmmusik. Zum Abschluss wird diese Filmvertonung life zu einer Visionierung inszeniert, evtl. auf eine Tonspur aufgenommen und unter den Film montiert.
Storyboard
Zu ausgewählten Szenen des Films werden Storyboards gezeichnet, die Kamerapositionen und Kamerabewegung sowie Bildausschnitte abbilden.
Filmplakat
Als Abschluss der Arbeit am Film wird ein Filmplakat gestaltet, das Aussage, Fragestellung, These oder Stimmung des Films möglichst treffend ins Bild setzt.