Never Catch Me – Flying Lotus


"Sag, dass du mich niemals je fangen wirst!" – Ein befreiend lebendiges Musikvideo zu einem schweren und abgründigen Rap-Text über das Sterben, den Tod und das Leben.

Durch die Son­nens­to­ren und den Vor­hang fällt nur we­nig des gleis­sen­den Son­nen­lichts von draus­sen auf den ge­schlos­se­nen Sarg, der ver­las­sen in der Auf­bah­rungs­hal­le steht. Die Ka­me­ra schweift wei­ter durch ei­nen eben­so lee­ren Ver­samm­lungs­raum, fährt hin­ein in die gros­se Kir­che und folgt ei­ner schwarz ge­klei­de­ten Frau bis in die Kir­chen­bank. Eine Trau­er­fei­er: Plüsch­tie­re, weis­se Blu­men­sträus­se, der Pfar­rer pre­digt. Auf ei­nem Tisch bren­nen weis­se Ker­zen ne­ben zahl­rei­chen Fo­to­gra­fien von zwei viel­leicht zwölf­jäh­ri­gen Kin­dern. Die Sär­ge ste­hen vor­ne of­fen, dar­in sind die bei­den auf­ge­bahrt, ein Mäd­chen und ein Jun­ge. – Und da öff­nen sie die Au­gen, er­he­ben sich aus ih­ren Sär­gen und ver­las­sen tan­zend die Kir­che, tan­zend hin­aus und fort mit dem gros­sen schwar­zen Ge­fährt in die Abend­son­ne.

Für den Un­ter­richt bie­tet es sich an, zu­nächst von der ei­ni­ger­mas­sen ver­wir­ren­den Be­ob­ach­tung aus­zu­ge­hen, dass of­fen­bar nie­mand aus der ver­sam­mel­ten Trau­er­ge­mein­de be­merkt, was dort Un­er­hör­tes ge­schieht. Nur der Chor, oben auf der Em­po­re im Licht, scheint zu re­agie­ren: Sein rhyth­mi­sches Klat­schen be­glei­tet den vor En­er­gie sprü­hen­den Tanz der bei­den Kin­der. Sie stür­men hin­aus, doch der Be­stat­ter im Ne­ben­raum bleibt in sei­nem Buch ver­sun­ken, als die bei­den über Ti­sche und Bän­ke sprin­gen. Auch die spie­len­den Kin­der draus­sen neh­men kei­ne No­tiz von den bei­den. Le­dig­lich ein klei­nes Kind steht da, still be­trach­tend. Erst am Schluss ren­nen alle Kin­der dem da­von­fah­ren­den Wa­gen hin­ter­her. – Was se­hen wir in die­sem Mu­sik­vi­deo? Was be­deu­tet das? Was ist wirk­lich?

In ei­nem zwei­ten Schritt mag es hilf­reich sein, die Er­eig­nis­se aus den Per­spek­ti­ven der ver­schie­de­nen Per­so­nen­grup­pen in den Blick zu neh­men: Was er­lebt die Trau­er­ge­mein­de? Was sieht der Chor? Was se­hen die spie­len­den Kin­der? Wie zeigt das Mu­sik­vi­deo die Be­wäl­ti­gung des To­des bei den ver­schie­de­nen Grup­pen?

Über die un­mit­tel­ba­re Ebe­ne des Films hin­aus kön­nen Ver­mu­tun­gen ge­sam­melt wer­den, was die ver­schie­de­nen Per­so­nen­grup­pen füh­len, den­ken und tun. Da­bei kön­nen auch die Er­fah­run­gen und Ge­dan­ken der Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu Ab­schied, Ster­ben und Tod Ein­gang fin­den und zu Wort kom­men. Wie geht es Men­schen, de­ren nahe An­ge­hö­ri­ge ge­stor­ben sind? Wie mag es El­tern ge­hen, de­ren Kin­der ge­stor­ben sind?

Schliess­lich ist die in­ter­es­san­te­ste Fra­ge­stel­lung des Mu­sik­vi­de­os: Was er­le­ben die aus dem Sarg in die Welt hin­aus­tan­zen­den Kin­der? Oder an­ders: Wie zeigt das Mu­sik­vi­deo den Tod der bei­den Kin­der? Wel­che Aus­sa­gen macht das Mu­sik­vi­deo dar­über, was nach dem Tod ge­schieht?
Dar­an kön­nen sich ei­ge­ne Ge­dan­ken und The­sen der Schü­le­rin­nen und Schü­ler über Vor­stel­lun­gen von Ster­ben und Tod an­schlies­sen. Und die Fra­ge: Ist das Bild, wel­ches das Mu­sik­vi­deo über Ster­ben und Tod zeich­net, tröst­lich, hilf­reich, ir­re­füh­rend, är­ger­lich oder ein­fach nur ir­rele­vant?

Auf der Web­site des Ma­ga­zins "Fa­der" fin­det sich ein in­ter­es­san­tes (eng­lisch­spra­chi­ges) In­ter­view mit dem Fil­me­ma­cher Hiro Mu­rai:

www​.thef​a​der​.com/​2​0​1​4​/​1​0​/​0​9​/​f​l​y​i​n​g​-​l​o​t​u​s​-​n​e​v​e​r​-​c​a​t​c​h​-​m​e​-​b​e​h​i​n​d​-​t​h​e​-​s​c​e​n​e​s​-​h​i​r​o​-​m​u​rai

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