Schlagwort: Realität


Tief durchatmen zur Erlösung, und loslassen. – Für Freunde der verbreiteten Vorstellung, das Himmelreich sei schon auf Erden zu haben, ganz nach individuellen Wünschen möblierbar und eigentlich nur eine Frage des persönlichen Engagements, ist dieser schöne Film eine ziemliche Horrorvision. Stellen wir uns vor, unsere Existenz bestehe aus einer Serie bedeutungsloser Abläufe: Schlaf, Essen, Arbeit, Essen, Fernsehen, Schlaf, Essen, Arbeit, Essen, Fernsehen, Schlaf … Auch Nahrung, Kleidung, Häuser, Autos, Flugzeuge, ja sogar Menschen, Arbeit und Kunst existierten ausschliesslich in Serie. Mehr noch: Das Leben selbst sei ein einziges again, noch einmal. Dieser Film erkundet, wie es wäre, wenn: Die Hauptfigur macht die zentrale Erkenntnis über ihre Existenz im Videospiel, in […]

Again


„Wovon singen Maschinen?“ – Die hier filmisch dokumentierte Installation ist eigentümlich berührend und zutiefst erschütternd. Sie wirft zunächst ein betrübliches Bild auf die menschliche Vorliebe für schwülstige Balladen und ihre mediale Inszenierung. Vor allem stellt sie einigermassen schmerzhafte Fragen nach Wirklichkeit, Echtheit, Wahrheit und danach, was den Mensch zum Mensch macht. Der Raum weiss-grau im Kunstmuseums-Style: zwei sachlich-schwarze Metallständer, die einen ebenfalls schwarzen Computer-Monitor tragen – auf der Höhe eines menschlichen Kopfs. Davor sorgfältig ausgerichtet ein Mikrophon-Ständer mit Mikrophon, schwarz. Diese Maschine singt: Auf schwarzem Grund schreibt sie mit einer weissen Retro-Computerschrift den Songtext auf den Screen. Und […]

What do machines sing of?



„Sag, dass du mich niemals je fangen wirst!“ – Ein befreiend lebendiges Musikvideo zu einem schweren und abgründigen Rap-Text über das Sterben, den Tod und das Leben. Durch die Sonnenstoren und den Vorhang fällt nur wenig des gleissenden Sonnenlichts von draussen auf den geschlossenen Sarg, der verlassen in der Aufbahrungshalle steht. Die Kamera schweift weiter durch einen ebenso leeren Versammlungsraum, fährt hinein in die grosse Kirche und folgt einer schwarz gekleideten Frau bis in die Kirchenbank. Eine Trauerfeier: Plüschtiere, weisse Blumensträusse, der Pfarrer predigt. Auf einem Tisch brennen weisse Kerzen neben zahlreichen Fotografien von zwei vielleicht zwölfjährigen […]

Never Catch Me – Flying Lotus


„between afterlife and her real life“ – Eine mit viel Humor und Liebe erzählte und äusserst sorgfältig gestaltete Geschichte über Demenz: Von der Grossmutter, für die Vergangenheit und Gegenwart ein wenig durcheinander geraten, oder: für die afterlife und past life friedlich zueinanderfinden. Mitten in der Nacht steht die alte Mutter in der von den rotglühenden Platten ihres Küchenherds beleuchteten Küche und telefoniert ihrem erwachsenen Sohn: „er lässt sich nicht mehr abdrehen!“ Der Sohn trifft ein und erklärt der Mutter „zum 127. Mal“ die Bedienung des Herds. Auf die Nachfrage des Sohnes betreffend der in der Stube gedeckten Tafel […]

Der Besuch



„Hi, I’m Bob!” – Nach einer herben Enttäuschung wartet der Nachspann mit einer ziemlichen Überraschung auf; und dies nicht etwa, weil der Hamster sprechen kann. Ein Hamster ist draussen unterwegs, als ihm von ferne ein lächelnder anderer Hamster zuwinkt. Also nimmt der Hamster die Verfolgung auf, um die Gefährtin aus der Nähe zu betrachten. Doch es ist nicht so einfach, den Hamster dort vorne einzuholen, und so geht die Jagd länger und weiter als erwartet. Vorbei an Pisa, Venedig, Athen, bis nach Japan, Amerika, China geht es immer schneller, bis der Hamster schliesslich erschöpft aus seinem […]

Bob


„Mach doch mal das Scheiss-Ding aus!“ – Eine Fabel über die zwischenmenschliche Kommunikation als animiertes Reality-TV aus dem WG-Container. Nashorn, Nilpferd und Antilope werfen das Krokodil aus der Wohngemeinschaft. Doch die zwischen-tier-liche Kommunikation ist nicht so einfach: Alles Bemühen um eine einigermassen anständige Begründung lässt jedoch nur umso deutlicher zu Tage treten, wie undurchdringlich-unaussprechbar die Konfliktlage ist. Das sehr heterogene Figureninventar des Films ist durch vier verschiedene (wilde) Tiere umgesetzt, die ein entsprechend verschiedenes Kommunikations- und Konfliktverhalten zeigen. Wie sind die einzelnen (Tier-) Figuren zu charakterisieren? Welche wahren Motivationen stehen hinter ihren vorgebrachten Äusserungen? Zahlreiche Gestaltungselemente des Films spielen auf das Genre Reality-TV […]

Kein Platz für Gerold