Zahn um Zahn


"Für jeden Zahn gibt mir Mama fünf Franken." – Die einzigen Menschen, die in diesem filmischen Lehrstück zum Thema Vergeltung die primitive Spirale der Gewalt durchbrechen, müssen ziemlich Zähne lassen. Aber am Ende lachen sie, gemeinsam!

Das grob­kör­ni­ge Bild und die quiet­schi­gen Far­ben si­gna­li­sie­ren es so­fort: Dies ist kei­ne all­täg­li­che Ge­schich­te, son­dern eine Pa­ra­bel über Ge­walt, Ge­gen­ge­walt und Ver­gel­tung, über Aus­län­der­feind­lich­keit und ri­va­li­sie­ren­de Ju­gend-Clans. Nicht nur die Far­ben, son­dern auch die Kli­schees sind voll auf­ge­dreht und zei­gen die ver­schie­de­nen Ak­teu­re über­poin­tiert und pla­ka­tiv. Die Neo­na­zis flüch­ten vor der Po­li­zei und ver­prü­geln Aus­län­der. Die Aus­län­der ("Ju­gos" vs. "Bim­bos") prü­geln sich un­ter­ein­an­der und ho­len ihre gros­sen Brü­der, die dann die Neo­na­zis ver­prü­geln. Die Po­li­zei in Schlips und Kra­gen rennt recht un­be­hol­fen hin­ter den Neo­na­zis her, aber kann sie am Ende doch alle ein­fan­gen. Alle re­agie­ren ver­läss­lich wie auf Knopf­druck. Glück­li­cher­wei­se ist da noch ein jun­ger Mann auf der Su­che nach sich selbst und ein klei­nes Mäd­chen mit viel Bo­den­haf­tung.

Für den Un­ter­richt scheint nach ei­ner knap­pen Re­ka­pi­tu­la­ti­on der Schlag auf Schlag (im wahr­sten Sin­ne des Wor­tes) ver­lau­fen­den Hand­lung zu­nächst eine Un­ter­su­chung der ver­schie­de­nen Ak­teu­re bzw. Grup­pen und ih­rer Ver­hal­tens­wei­sen sinn­voll. Da­bei könn­ten die bei­den Haupt­per­so­nen zu­nächst aus­ge­spart blei­ben und erst zum Schluss in­ner­halb des En­sem­bles be­schrie­ben wer­den. Was un­ter­schei­det die bei­den von al­len an­de­ren? Wel­che al­ter­na­ti­ven Ver­hal­tens­wei­sen zei­gen sie auf? Wel­ches Ver­hal­ten zeigt der Film aus rich­tungs­wei­send?

Die wohl be­reits im vor­he­ri­gen Schritt deut­lich ge­wor­de­ne kli­schee­haf­te Dar­stel­lung kann dann auch an­hand der be­son­de­ren Ge­stal­tung des Films nach­voll­zo­gen wer­den: Wel­che fil­mi­schen Ge­stal­tungs­mit­tel wer­den ein­ge­setzt, um die Ge­schich­te aus der All­täg­lich­keit ins Bei­spiel­haf­te her­aus­zu­he­ben?

Aus­ge­hend vom Film­ti­tel, even­tu­ell un­ter Be­zug auf die bi­bli­sche Her­kunft der Wen­dung, könn­te schliess­lich die Fra­ge nach Ge­walt, Ge­gen­ge­walt, Ver­gel­tung und dem Durch­bre­chen von Ge­walt­spi­ra­len an­ge­spro­chen wer­den. Auf die­se Wei­se kann der Film eine Aus­ein­an­der­set­zung mit ver­schie­de­nen Tak­ti­ken der Ge­walt­ver­mei­dung und der De­es­ka­la­ti­on in der Kul­tur­ge­schich­te an­stos­sen.

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