Donkey 1


"Donkey! Esel!" – Die filmische Fabel wirft den Blick auf Lebensumstände, in denen Menschen wie Esel behandelt werden und fragt danach, wie den Eseleien von Ausbeutung und Überforderung zu entkommen wäre, um wieder Mensch zu werden.

Die Ka­me­ra schweift an der See­pro­me­na­de ent­lang, Kin­der­ge­schrei im Hin­ter­grund, ein mür­risch drein­blicken­der Mann mit ei­nem Schild: Don­key Ri­des – Esel­rei­ten. Da­ne­ben ein Esel, auf­recht auf zwei Bei­nen, in Klei­dern, rau­chend und sehr schlecht ge­launt. Er zuckt zu­sam­men, als der schar­fe Ruf des Man­nes er­tönt: Don­key! Ein klei­ner Jun­ge steht da mit sei­ner Mut­ter und will Esel rei­ten. Don­key ver­zieht das Ge­sicht, wirft die Zi­ga­ret­te fort und steckt ein Schild an sei­ne Brust. Los geht's: Der Jun­ge auf Don­keys Schul­tern packt un­sanft sei­ne gros­sen Esels­oh­ren und Don­key rennt los, so schnell es geht, hin und her am Strand, er keucht. Auch nach die­sem Ritt gibt es kei­ne Pau­se, sehr un­wirsch er­tönt der Ruf des Man­nes: Don­key! Denn nun steht eine gan­ze Hor­de krei­schen­der Kin­der da, sie zer­ren an sei­nen Klei­dern und sei­nen Oh­ren und wol­len alle rei­ten.

End­lich sitzt Don­key am Strand, er blickt auf das Meer, at­met durch und ruht sich aus. Der wei­te Him­mel, eine Krab­be, der Sand und Mee­res­rau­schen. Aber wie­der ruft der Mann: Don­key! Sehr un­ge­dul­dig: Don­key! Jetzt ist ge­nug: Don­key steht auf, wirft den Kin­der­lol­li fort, der hin­ter sei­nen Oh­ren im Fell kleb­te, und stapft ent­schlos­sen auf den Mann zu, an ihm vor­bei, reisst das Schild von sei­ner Brust und wirft es dem Mann vor die Füs­se. Nur fort von hier, fort aus der Stadt, her­aus aus den Klei­dern und im frei­em Ga­lopp über grü­ne Wei­den, nach Esels­art auf vier Bei­nen!

Der mit sei­nen kräf­ti­gen Far­ben und sei­ner kla­ren Ani­ma­ti­on sehr an­spre­chen­de Film er­zählt eine auch für klei­ne­re Kin­der gut nach­voll­zieh­ba­re Hand­lung und bie­tet mit dem Esel eine star­ke Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­gur an. Die Hand­lung ist zu­nächst sehr dra­ma­tisch und dicht, ver­lang­samt dann spür­bar und mün­det schliess­lich in ein sehr leich­tes, fast nai­ves Bild von Frei­heit und Un­ge­zwun­gen­heit. Der un­spek­ta­ku­lä­re Schluss des Films hält den Film of­fen für ein brei­tes Pu­bli­kum und ver­schie­de­ne In­ter­pre­ta­tio­nen.

Die be­frei­en­de Ge­schich­te des Esels er­öff­net min­de­stens in der Ar­beit mit klei­ne­ren Kin­dern – und durch­aus le­gi­tim – die Mög­lich­keit, über den Um­gang mit Tie­ren aus­zu­tau­schen: Wie soll­ten wir Men­schen mit Tie­ren um­ge­hen, so dass die Tie­re ih­rem We­sen ge­mäss be­han­delt wer­den?

Die Haupt­fi­gur des Films, die zwei­deu­tig als Esels-Mensch oder Men­schen-Esel prä­sen­tiert wird, könn­te dann sorg­fäl­ti­ger un­ter­sucht wer­den: Wo (und war­um) trägt sie eher Züge ei­nes Men­schen und wo (und war­um) eher die ei­nes Esels? Wie ent­wickelt sich die Dar­stel­lung der Haupt­fi­gur? Nicht nur im Deutsch­un­ter­richt kann hier die Be­schäf­ti­gung mit der Text­gat­tung der Fa­bel an­schlies­sen.

Schliess­lich soll­te die Haupt­fi­gur auch kon­se­quent als Mensch be­trach­tet wer­den: Wo wer­den Men­schen un­wür­dig be­han­delt (wie "Esel")? Wie soll­ten wir mit an­de­ren Men­schen um­ge­hen? Wo sind wir selbst un­wür­dig be­han­delt wor­den und wie möch­ten wir be­han­delt wer­den? Was kann man da­ge­gen tun, wenn wir oder an­de­re Men­schen un­wür­dig be­han­delt wer­den? Wel­che Aus­we­ge zeigt der Film und wel­che an­de­ren Aus­we­ge gäbe es? In der Ar­beit mit Ju­gend­li­chen und Er­wach­se­nen kön­nen mit dem Film Er­fah­run­gen von Aus­beu­tung, Über­for­de­rung und Er­schöp­fung an­ge­spro­chen wer­den. Da­bei legt der Film so­wohl den Kon­text Ar­beits­welt als auch den Kon­text Kin­der­er­zie­hung nahe.

Die von Me­tho­de Film pro­du­zier­te DVD "Don­key – Ein Aus­stieg für im­mer?" mit nicht­ge­werb­lich-öf­fent­li­chem Vor­führ­recht (Ö‑Recht) ent­hält ne­ben dem Film um­fas­sen­des Ar­beits­ma­te­ri­al für Schu­le, Kin­der- und Ju­gend­ar­beit so­wie Er­wach­se­nen­bil­dung.

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Bibliothekarische Bestellung des Films


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