Sprache: englisch


"Eine moderne Jeanne D'Arc" – Das Mädchen von nebenan erscheint als Heldin in silberglänzender Rüstung, wenn sie den arg betrunkenen jungen Mann aus dem feindlichen Umfeld einer ausser Kontrolle geratenen Party rettet. Das temporeiche Musikvideo gewinnt seine Kraft vor allem durch seine überraschenden Geschlechterbilder. Der Jüng­ling, der da im Halb­dun­kel ei­ner wil­den Par­ty auf ei­nem Bil­lard­tisch steht, ist nicht mehr ganz so gut dran. Ge­mein­sam mit der schep­pern­den und im­mer lang­sa­mer lau­fen­den Ton­spur setzt auch er schliess­lich aus und bricht kra­chend auf die Tisch­flä­che. – Me­an­while out­side (schö­ne Ton-Bild-Mon­ta­ge): Eine jun­ge Frau tritt hef­tig und ent­schlos­sen ge­gen den […]

Up All Night – Beck


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"Donkey! Esel!" – Die filmische Fabel wirft den Blick auf Lebensumstände, in denen Menschen wie Esel behandelt werden und fragt danach, wie den Eseleien von Ausbeutung und Überforderung zu entkommen wäre, um wieder Mensch zu werden. Die Ka­me­ra schweift an der See­pro­me­na­de ent­lang, Kin­der­ge­schrei im Hin­ter­grund, ein mür­risch drein­blicken­der Mann mit ei­nem Schild: Don­key Ri­des – Esel­rei­ten. Da­ne­ben ein Esel, auf­recht auf zwei Bei­nen, in Klei­dern, rau­chend und sehr schlecht ge­launt. Er zuckt zu­sam­men, als der schar­fe Ruf des Man­nes er­tönt: Don­key! Ein klei­ner Jun­ge steht da mit sei­ner Mut­ter und will Esel rei­ten. Don­key ver­zieht das Ge­sicht, […]

Donkey



"Mama, wir sind draussen!" – Im zunächst äusserst abschätzigen Umgang des Jungen mit dem kleinen Hund und dessen Behinderung spiegelt sich nur seine Selbsteinschätzung als behindert, minderwertig und unvollkommen. Doch wenn das eigene Spiegelbild so ungehindert lebenslustig herumtollt, dann ist das ansteckend, glücklicherweise! Be­reits im Vor­spann kon­fron­tiert der Film mit ei­ner sehr krie­ge­ri­schen Ton­spur, erst mit dem zwei­ten Bild wird klar, wo der Film ver­or­tet ist: Die Haupt­fi­gur des Films, ein etwa zwölf­jäh­ri­ger Jun­ge, sitzt mit ei­ner Spiel­kon­so­le auf dem Sofa vor dem Fern­se­her. Die her­un­ter­ge­las­se­nen Storen las­sen fast kein Son­nen­licht hin­ein, der Jun­ge hängt mit sei­nen Au­gen […]

The Present


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"Nein, er lebt da unten." – Das kleine Mädchen hat eigentlich gar nicht um Belehrung gebeten, aber die gibt es mancherorts trotzdem – hoffentlich nicht im Unterricht. Der Film regt an zum Austausch über Strategien zur Bewältigung von Sterben, Tod und Trauer – und nebenbei auch zur Befragung des eigenen Unterrichtsanlage. Ein Mäd­chen spielt Fuss­ball, auf dem Fried­hof: Es kickt den Ball ge­gen ei­nen Grab­stein und ist ganz ver­sun­ken in sein Spiel. Kopf­schüt­telnd tritt ein Mann dazu und fragt: Was denkst du, was du da machst? Für das Mäd­chen ist das eine of­fen­sicht­lich dum­me Fra­ge, aber es […]

Under There



"Sag, dass du mich niemals je fangen wirst!" – Ein befreiend lebendiges Musikvideo zu einem schweren und abgründigen Rap-Text über das Sterben, den Tod und das Leben. Durch die Son­nens­to­ren und den Vor­hang fällt nur we­nig des gleis­sen­den Son­nen­lichts von draus­sen auf den ge­schlos­se­nen Sarg, der ver­las­sen in der Auf­bah­rungs­hal­le steht. Die Ka­me­ra schweift wei­ter durch ei­nen eben­so lee­ren Ver­samm­lungs­raum, fährt hin­ein in die gros­se Kir­che und folgt ei­ner schwarz ge­klei­de­ten Frau bis in die Kir­chen­bank. Eine Trau­er­fei­er: Plüsch­tie­re, weis­se Blu­men­sträus­se, der Pfar­rer pre­digt. Auf ei­nem Tisch bren­nen weis­se Ker­zen ne­ben zahl­rei­chen Fo­to­gra­fien von zwei viel­leicht zwölf­jäh­ri­gen […]

Never Catch Me – Flying Lotus


"Hier geht's um Höher, Schneller, Weiter!" – Ein Musikvideo über die masslose Hohlheit des Erfolgsstrebens: Der Songtext als Kaskade von abgedroschenen Sprüchen eines Karriere-Coachs wird filmisch genial umgesetzt in einer sinnlos hypertrophen, monströs explodierenden Bilderwelt – die nachmittägliche Vergnügung eines Halbwüchsigen. Ein eng­lisch spre­chen­der "Di­gi­tal Na­ti­ve" be­grüsst zu sei­nem Tu­to­ri­al, in dem er zeigt, wie man ein "Award win­ning Mu­sic Vi­deo" macht (Er­folg­reich üb­ri­gens: MuVi Award Ober­hau­sen 2015). Und dann geht es ab: "Heu­te ist der Tag: Jetzt geht es end­lich los, sie er­rei­chen Ihre Zie­le! Ein biss­chen Grös­sen­wahn­sinn kann nicht scha­den, und auf ein­mal kön­nen […]

Denken Sie gross – Deichkind



"Cool ist für mich so etwas wie einzigartig zu sein, jemand zu sein, der man sein will, und so, wie man sich selbst sieht, denke ich" – Im Vorspann gibt es bereits eine sehr differenzierte und identitätsbewusste Sicht auf das jugendliche Leitbild "Cool-Sein". Der Song und das Musikvideos nähern sich der Angelegenheit aus der Sicht von Jugendlichen auf eher fragende Weise an: grandios! Das Vi­deo nimmt den Song­text sehr prä­gnant fil­misch auf und gar­niert das Gan­ze mit er­gän­zen­den So­cial-Me­dia-Hash­tags, die sich vor­züg­lich zur Ent­schlüs­se­lung der Dra­ma­tur­gie des Ge­samt­werks eig­nen. Im Zen­trum steht die Er­fah­rung des An­ders­seins […]

Cool Kids – Echosmith


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"He is genuine, you know?" – Die Authentizität des Bewerbers erweist sich daran, dass er mehr will als nur Geld. Und dass er in der Lage ist, dem behinderten Sohn des Geschäftsführers ernsthaft, fair und humorvoll zu begegnen. Ein schöner Kurzfilm zum Thema Inklusion. Der An­walt Tho­mas Ho­well sitzt im Foy­er ei­ner gros­sen An­walts­kanz­lei und war­tet auf sein Vor­stel­lungs­ge­spräch. Er re­agiert über­rascht bis un­gläu­big, als ein jun­ger Mann mit Down-Syn­drom ihn be­grüsst, sich als "Ja­mes" vor­stellt und ihn zum Vor­stel­lungs­ge­spräch be­glei­ten will. Als die bei­den in ei­nem mit Spiel­fi­gu­ren und bun­ten Bil­dern de­ko­rier­ten Büro sit­zen, ver­läuft […]

The Interviewer



"Oh my god, oh my god, oh my god" – Mit einer gehörigen Portion Unernsthaftigkeit zeigt der Film eine Grenzüberschreitung zur dunklen Seite, in der endlich einmal etwas wirklich Aufregendes geschieht! Mit ge­bets­müh­len­ar­ti­gem Ge­mur­mel läuft eine Non­ne durch das Bild. Vor ei­ner schwar­zen Wand bleibt sie ste­hen. Aus dem Dun­kel er­tö­nen schau­ri­ge Ge­räu­sche, doch ihre Neu­gier­de ist grös­ser als ihre Angst und sie tritt hin­ein. Nun wird es in­ter­es­sant: Die Grenz­über­schrei­tung birgt un­er­war­te­te, amü­san­te und auch ent­setz­li­che Er­fah­run­gen. Die im­mer­glei­che Äus­se­rung "O my god!" durch­läuft da­bei die ver­schie­den­sten Be­deu­tun­gen. Für den Un­ter­richt wäre zu­nächst in­ter­es­sant, die ver­schie­de­nen Be­deu­tungs­ge­hal­te des Aus­drucks "O […]

Lapsus


"Hi, I’m Bob!” – Nach einer herben Enttäuschung wartet der Nachspann mit einer ziemlichen Überraschung auf; und dies nicht etwa, weil der Hamster sprechen kann. Ein Ham­ster ist draus­sen un­ter­wegs, als ihm von fer­ne ein lä­cheln­der an­de­rer Ham­ster zu­winkt. Also nimmt der Ham­ster die Ver­fol­gung auf, um die Ge­fähr­tin aus der Nähe zu be­trach­ten. Doch es ist nicht so ein­fach, den Ham­ster dort vor­ne ein­zu­ho­len, und so geht die Jagd län­ger und wei­ter als er­war­tet. Vor­bei an Pisa, Ve­ne­dig, Athen, bis nach Ja­pan, Ame­ri­ka, Chi­na geht es im­mer schnel­ler, bis der Ham­ster schliess­lich er­schöpft aus sei­nem […]

Bob



"Alright, I give you the runt. But you take care of it, and you kill it next year" – Ein nicht ganz so leicht verdaulicher Film, der sich zwischen Haustier-Streicheln und eigener Metzgerei im Keller abspielt. Die dicke Hä­sin be­kommt Jun­ge, der schmäch­ti­ge Va­ter und der klei­ne Jun­ge sind für­sorg­lich da­bei. Da legt sich der rie­sig-dicke On­kel wie ein schwar­zer Schat­ten über die Idyl­le: Das klein­ste Jun­ge will er tö­ten, doch der klei­ne Jun­ge jam­mert. So ei­ni­gen sich die bei­den auf ein Jahr Gal­gen­frist und der Wicht von ei­nem Jun­gen zieht den Wicht von ei­nem Ha­sen auf. – […]

The Runt


"I'm here to get validated." – Ein schöner Spielfilm, der mit der Mehrdeutigkeit des englischen Begriffes "Validation" spielt: Es gibt offenbar attraktivere Ziele im Leben als freies Parken! Ei­gent­lich wol­len sie alle nur eine Be­stä­ti­gung zum ko­sten­lo­sen Par­ken, aber der Park­platz-An­ge­stell­te hat mehr zu bie­ten: An­er­ken­nung, Wert­schät­zung, Be­stä­ti­gung. Und er be­kommt ein Lä­cheln da­für. Die sich ab der vier­ten Mi­nu­te ent­span­nen­de Pro­blem­la­ge, in des­sen Ver­lauf der Prot­ago­nist auf ein Hin­der­nis stösst und selbst in eine Kri­se ge­rät, sorgt ei­ner­seits für ei­nen ge­wis­sen Rea­lis­mus, an­de­rer­seits ver­liert die Ge­schich­te ihr Tem­po und hat ge­wis­se Län­gen. Doch na­tür­lich kommt am Ende doch noch al­les gut, bes­ser, am be­sten! Für den […]

Validation