Jahr: 2009


1

"Biester sind sehr biestig untereinander: Da muss man sie beruhigen und ihnen zeigen, dass alles in Ordnung ist, … obwohl das gar nicht stimmt." – Die Trennung oder Scheidung nimmt der kleine Junge vor allem als Charakterveränderung seiner Eltern wahr; eine Verbiesterung, die – zum Glück! – wieder vorbeigeht. Der Film nach dem gleich­na­mi­gen Bil­der­buch von Mar­cus Sau­er­mann und Uwe Heid­schöt­ter zeigt Tren­nung oder Schei­dung der El­tern ra­di­kal aus der Per­spek­ti­ve ei­nes klei­nen Jun­gen. Und da ist ei­gent­lich die Ver­bie­ste­rung der Mut­ter (und des Va­ters) das we­sent­lich grös­se­re Pro­blem als die Tren­nung oder Schei­dung der El­tern: "Wenn Dei­ne Mut­ter […]

Der Kleine und das Biest


1

"Donkey! Esel!" – Die filmische Fabel wirft den Blick auf Lebensumstände, in denen Menschen wie Esel behandelt werden und fragt danach, wie den Eseleien von Ausbeutung und Überforderung zu entkommen wäre, um wieder Mensch zu werden. Die Ka­me­ra schweift an der See­pro­me­na­de ent­lang, Kin­der­ge­schrei im Hin­ter­grund, ein mür­risch drein­blicken­der Mann mit ei­nem Schild: Don­key Ri­des – Esel­rei­ten. Da­ne­ben ein Esel, auf­recht auf zwei Bei­nen, in Klei­dern, rau­chend und sehr schlecht ge­launt. Er zuckt zu­sam­men, als der schar­fe Ruf des Man­nes er­tönt: Don­key! Ein klei­ner Jun­ge steht da mit sei­ner Mut­ter und will Esel rei­ten. Don­key ver­zieht das Ge­sicht, […]

Donkey



"Für jeden Zahn gibt mir Mama fünf Franken." – Die einzigen Menschen, die in diesem filmischen Lehrstück zum Thema Vergeltung die primitive Spirale der Gewalt durchbrechen, müssen ziemlich Zähne lassen. Aber am Ende lachen sie, gemeinsam! Das grob­kör­ni­ge Bild und die quiet­schi­gen Far­ben si­gna­li­sie­ren es so­fort: Dies ist kei­ne all­täg­li­che Ge­schich­te, son­dern eine Pa­ra­bel über Ge­walt, Ge­gen­ge­walt und Ver­gel­tung, über Aus­län­der­feind­lich­keit und ri­va­li­sie­ren­de Ju­gend-Clans. Nicht nur die Far­ben, son­dern auch die Kli­schees sind voll auf­ge­dreht und zei­gen die ver­schie­de­nen Ak­teu­re über­poin­tiert und pla­ka­tiv. Die Neo­na­zis flüch­ten vor der Po­li­zei und ver­prü­geln Aus­län­der. Die Aus­län­der ("Ju­gos" vs. "Bim­bos") prü­geln sich un­ter­ein­an­der und […]

Zahn um Zahn


"Hi, I’m Bob!” – Nach einer herben Enttäuschung wartet der Nachspann mit einer ziemlichen Überraschung auf; und dies nicht etwa, weil der Hamster sprechen kann. Ein Ham­ster ist draus­sen un­ter­wegs, als ihm von fer­ne ein lä­cheln­der an­de­rer Ham­ster zu­winkt. Also nimmt der Ham­ster die Ver­fol­gung auf, um die Ge­fähr­tin aus der Nähe zu be­trach­ten. Doch es ist nicht so ein­fach, den Ham­ster dort vor­ne ein­zu­ho­len, und so geht die Jagd län­ger und wei­ter als er­war­tet. Vor­bei an Pisa, Ve­ne­dig, Athen, bis nach Ja­pan, Ame­ri­ka, Chi­na geht es im­mer schnel­ler, bis der Ham­ster schliess­lich er­schöpft aus sei­nem […]

Bob



"You are all under my command!" – Sechs Schöpfungstage nach der biblischen Erzählung aus dem 1. Buch Mose (Gen 1,1–2,4a); in einer Animation, die in Bild und Ton an ein Arcade-Game der 80er-Jahre erinnert. Der Kurz­film zeich­net grob die sechs Schöp­fungs­ta­ge als die ver­schie­de­nen Le­vels ei­nes Com­pu­ter­spiels nach. Am sieb­ten Tag war­tet der sehr an­thro­po­morph ani­mier­te "Su­per­na­tu­ral Crea­tor 2" mit ei­ner bö­sen Über­ra­schung auf: Erst nach der Spren­gung gibt es Ruhe. Die bi­blisch erst ab Ka­pi­tel 6 (Gen 6–8) ein­tre­ten­de kos­mo­lo­gi­sche Kri­se der Sint­flut wird da­mit in die Schöp­fungs­ge­schich­te hin­ein­ge­tra­gen – theo­lo­gisch völ­lig le­gi­tim. Im Un­ter­richt könn­te zu­nächst – aus­ge­hend von der Film-Dra­ma­tur­gie – der Ver­lauf der […]

Supernatural Creator 2


Die sprichwörtliche "Nuit Blanche" findet nur in der Phantasie statt. Oder sehr real als eine je einsame schlaflose Nacht zweier Menschen, die darüber nachsinnen über eine zurückliegende Entscheidung: "Was wäre gewesen, wenn …?" Fei­er­abend. Ein Mann steht auf der Stras­se und blickt zum Fen­ster ei­ner Bar auf der Stras­sen­sei­te ge­gen­über. Im In­nern der Bar sitzt eine Frau bei ei­nem Glas Rot­wein. Durch das Fen­ster und über die Stras­se hin­weg schau­en die bei­den sich an. – Und dann ge­hen sie los, alle bei­de: ent­schlos­sen, un­be­irr­bar, un­auf­halt­bar, auf­ein­an­der zu. Sie las­sen al­les hin­ter sich, nichts kann sie auf­hal­ten, nichts kann sie von­ein­an­der […]

Nuit Blanche