Altersempfehlung: ab 10 Jahren


"Нет Bойне – No war – Kein Krieg" – Mehr als 100 russische Künstlerinnen und Animatoren, Musikerinnen und Sounddesigner, haben aus Protest gegen den Einmarsch Russlands in die Ukraine animierte Kurzfilme gedreht – und hören damit auch nicht auf. Zu­sam­men mit ih­ren Fil­men ver­öf­fent­li­chen sie in rus­si­scher, eng­li­scher und ukrai­ni­scher Spra­che die fol­gen­de Bot­schaft – hier in ei­ner deut­schen Über­set­zung: "Wir glau­ben, dass fried­li­che Me­tho­den die ein­zi­ge Mög­lich­keit sind, Kon­flik­te zwi­schen Län­dern zu lö­sen. Al­les, was der­zeit in der Ukrai­ne ge­schieht, ist eine schreck­li­che Tra­gö­die. Es gibt kei­ne Mög­lich­keit, den Ter­ror zu recht­fer­ti­gen, den der Krieg dem fried­li­chen ukrai­ni­schen […]

Нет Bойне


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"Creep" – Nicht das blaue Wollknäuel-Wesen ist merkwürdig, abstossend oder "creepy", sondern – im Gegenteil – all die "normal" in Kontrolle Gekleideten, durch Uniformen Maskierten und in Seriosität Gehüllten sind die echten creeps. Per­spek­ti­ve von un­ter dem Bett – wo be­kannt­lich Mon­ster le­ben: Knar­rend öff­net sich die Zim­mer­tür. Ein blau­es Woll­knäu­el auf Bei­nen steht dort, mit dün­nen Wollärm­chen, und tritt ein. – Blick in den of­fe­nen Klei­der­schrank, wo meh­re­re lee­re Schul­jun­gen-Hül­len am Bü­gel hän­gen. Das Woll­knäu­el-We­sen schnappt sich eine Hül­le. – Die Mu­sik setzt ein: Ra­dio­head "Creep". – Der Schul­jun­ge in bra­ver Schul­uni­form …, ach nein: […]

Nobody is normal



"Die haben es doch alle gesehen." – Der Kurzfilmklassiker von Pepe Danquart nervt zunächst ganz gehörig und regt schliesslich an zum befreienden Lachen sowie – ganz ohne moralisierenden Unterton – auch zum Nachdenken über Zivilcourage. Der Film feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum und funktioniert noch immer. Der Film sah schon im­mer äl­ter aus als er ist: In ei­nem fast zeit­lo­sen und et­was un­schar­fen schwarz-weiss-Bild fährt eine S‑Bahn in den Bahn­hof ein – Ber­lin, im Hin­ter­grund der Fern­seh­turm. Im Vor­der­grund ver­sucht ein Mann er­folg­los, sein Mo­tor­rad zu star­ten. An der Tram­hal­te­stel­le ein Quer­schnitt der Ber­li­ner […]

Schwarzfahrer


"Bist du zwar grünes Schaf, aber mit die Stolz von die Papa! Und das ist ganze Miete schon halb." – Tatsächlich scheint Marcel neben dem flauschigen Fell seiner Mutter und der grünen Farbe seines Vaters auch das allerwichtigste aus seiner Patchwork-Familie mitbekommen zu haben: Ein gesundes Selbstvertrauen für das Leben in einer multikulturellen Welt. In die­sem amü­san­ten Ani­ma­ti­ons­film wer­den wir Zeu­gen der Dreh­ar­bei­ten ei­ner Kurz­do­ku­men­ta­ti­on über die Patch­work-Fa­mi­lie El Sapo. Zu­nächst stellt sich der Va­ter vor: Juan El Sapo, ein "ech­ter La­ti­no-Frosch aus Pu­er­to Rico", aus er­ster Ehe bringt er sei­ne bei­den Söh­nen Pa­blo und Pie­tro mit. Dann er­greift die […]

Das grüne Schaf



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"Nein, er lebt da unten." – Das kleine Mädchen hat eigentlich gar nicht um Belehrung gebeten, aber die gibt es mancherorts trotzdem – hoffentlich nicht im Unterricht. Der Film regt an zum Austausch über Strategien zur Bewältigung von Sterben, Tod und Trauer – und nebenbei auch zur Befragung des eigenen Unterrichtsanlage. Ein Mäd­chen spielt Fuss­ball, auf dem Fried­hof: Es kickt den Ball ge­gen ei­nen Grab­stein und ist ganz ver­sun­ken in sein Spiel. Kopf­schüt­telnd tritt ein Mann dazu und fragt: Was denkst du, was du da machst? Für das Mäd­chen ist das eine of­fen­sicht­lich dum­me Fra­ge, aber es […]

Under There


"Without a thought there exists nothing." – Die Bedrohlichkeit der nicht enden wollenden Flut der Gedanken wird in diesem Film eindrucksvoll in Szene gesetzt. Doch Leben ohne Denken gibt es nicht und ohne Gedanken existiert nichts. Und überraschend bietet die Kehrseite des vollgeschriebenen Blattes eine Entdeckung: das unbeschriebene Blatt. Die Rolläden öff­nen sich, der Wecker klin­gelt blin­kend und die Haupt­per­son wacht auf: An Stel­le ei­nes Kopfs hat sie eine Schreib­ma­schi­ne. Mit der S‑Bahn geht es ins Büro, da­bei wird deut­lich, dass in der Welt von Ty­pe­wri­ter­head alle Men­schen Schreib­ma­schi­nen­köp­fe sind. Ge­dan­ken äus­sern sich dar­in, dass die Schreib­ma­schi­ne […]

Typewriterhead



"Sag, dass du mich niemals je fangen wirst!" – Ein befreiend lebendiges Musikvideo zu einem schweren und abgründigen Rap-Text über das Sterben, den Tod und das Leben. Durch die Son­nens­to­ren und den Vor­hang fällt nur we­nig des gleis­sen­den Son­nen­lichts von draus­sen auf den ge­schlos­se­nen Sarg, der ver­las­sen in der Auf­bah­rungs­hal­le steht. Die Ka­me­ra schweift wei­ter durch ei­nen eben­so lee­ren Ver­samm­lungs­raum, fährt hin­ein in die gros­se Kir­che und folgt ei­ner schwarz ge­klei­de­ten Frau bis in die Kir­chen­bank. Eine Trau­er­fei­er: Plüsch­tie­re, weis­se Blu­men­sträus­se, der Pfar­rer pre­digt. Auf ei­nem Tisch bren­nen weis­se Ker­zen ne­ben zahl­rei­chen Fo­to­gra­fien von zwei viel­leicht zwölf­jäh­ri­gen […]

Never Catch Me – Flying Lotus


"Cool ist für mich so etwas wie einzigartig zu sein, jemand zu sein, der man sein will, und so, wie man sich selbst sieht, denke ich" – Im Vorspann gibt es bereits eine sehr differenzierte und identitätsbewusste Sicht auf das jugendliche Leitbild "Cool-Sein". Der Song und das Musikvideos nähern sich der Angelegenheit aus der Sicht von Jugendlichen auf eher fragende Weise an: grandios! Das Vi­deo nimmt den Song­text sehr prä­gnant fil­misch auf und gar­niert das Gan­ze mit er­gän­zen­den So­cial-Me­dia-Hash­tags, die sich vor­züg­lich zur Ent­schlüs­se­lung der Dra­ma­tur­gie des Ge­samt­werks eig­nen. Im Zen­trum steht die Er­fah­rung des An­ders­seins […]

Cool Kids – Echosmith



"Da reute es den HERRN, dass er den Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen" (Genesis 6,6) – So ähnlich ergeht es auch der Animatorin in diesem Film. Und nach einem tiefen Seufzen folgt ein neues leeres Blatt Papier. Über Schöpfung und Animation. Die Ani­ma­ti­on des Men­schen ist ein schwie­ri­ges Un­ter­fan­gen, vor al­lem dann, wenn Frei­hei­ten und Gren­zen auch der Ani­ma­to­rin nicht so ganz klar sind und das lie­be­voll ani­mier­te Ge­schöpf stän­dig sei­ne Frei­hei­ten nutzt und sei­ne Gren­zen über­schrei­tet. Schöp­fung ge­schieht hier als Hand­zeich­nung, Evo­lu­ti­on ist eine Fol­ge sanf­ter Stup­ser und mit ei­nem recht […]

The Animation of Man


"Oh my god, oh my god, oh my god" – Mit einer gehörigen Portion Unernsthaftigkeit zeigt der Film eine Grenzüberschreitung zur dunklen Seite, in der endlich einmal etwas wirklich Aufregendes geschieht! Mit ge­bets­müh­len­ar­ti­gem Ge­mur­mel läuft eine Non­ne durch das Bild. Vor ei­ner schwar­zen Wand bleibt sie ste­hen. Aus dem Dun­kel er­tö­nen schau­ri­ge Ge­räu­sche, doch ihre Neu­gier­de ist grös­ser als ihre Angst und sie tritt hin­ein. Nun wird es in­ter­es­sant: Die Grenz­über­schrei­tung birgt un­er­war­te­te, amü­san­te und auch ent­setz­li­che Er­fah­run­gen. Die im­mer­glei­che Äus­se­rung "O my god!" durch­läuft da­bei die ver­schie­den­sten Be­deu­tun­gen. Für den Un­ter­richt wäre zu­nächst in­ter­es­sant, die ver­schie­de­nen Be­deu­tungs­ge­hal­te des Aus­drucks "O […]

Lapsus



"Kuh Frieda vermisst gemeldet" – "Terror-Türme" – "Islamisierung im Vormarsch": So dramatisch entwickeln sich die Schlagzeilen des RegioJournals von Tag zu Tag, bis dann ausgerechnet am 1. August alles ein bisschen zu viel wird. Zwei Tage vor dem Bun­des­fei­er­tag ist die Welt noch in Ord­nung: Länd­ler­mu­sik er­klingt aus dem Ra­dio, das Toast­brot wird zum Schwei­zer­kreuz zu­recht­ge­schnit­ten, es fol­gen gym­na­sti­sche Übun­gen im Trai­ner und selbst die Dra­ma­tik der Zei­tungs­mel­dun­gen ist eher be­ru­hi­gend. Doch die Is­la­mi­sie­rung des Abend­lan­des dringt nun bis in die Nach­bars­woh­nung und die Woh­nungs­tür wird des­halb un­ver­züg­lich ver­rie­gelt. Am er­sten Au­gust spries­sen über­all Mi­na­ret­te, aus der Kuckucks­uhr ruft der Mu­ez­zin, der Toast nun […]

Heimatland


"You are all under my command!" – Sechs Schöpfungstage nach der biblischen Erzählung aus dem 1. Buch Mose (Gen 1,1–2,4a); in einer Animation, die in Bild und Ton an ein Arcade-Game der 80er-Jahre erinnert. Der Kurz­film zeich­net grob die sechs Schöp­fungs­ta­ge als die ver­schie­de­nen Le­vels ei­nes Com­pu­ter­spiels nach. Am sieb­ten Tag war­tet der sehr an­thro­po­morph ani­mier­te "Su­per­na­tu­ral Crea­tor 2" mit ei­ner bö­sen Über­ra­schung auf: Erst nach der Spren­gung gibt es Ruhe. Die bi­blisch erst ab Ka­pi­tel 6 (Gen 6–8) ein­tre­ten­de kos­mo­lo­gi­sche Kri­se der Sint­flut wird da­mit in die Schöp­fungs­ge­schich­te hin­ein­ge­tra­gen – theo­lo­gisch völ­lig le­gi­tim. Im Un­ter­richt könn­te zu­nächst – aus­ge­hend von der Film-Dra­ma­tur­gie – der Ver­lauf der […]

Supernatural Creator 2



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"Things to do before I die" – Spätestens, wenn eine solche Liste vom Himmel (?) fällt, sollte man sich Gedanken darüber machen, was dem Leben Sinn gibt, und wer das entscheidet. Kaum dem Ei ent­schlüpft, wird eine Flie­ge mit der End­lich­keit ih­res Le­bens kon­fron­tiert. Dazu fällt eine schier end­lo­se Li­ste vom Him­mel: Din­ge, die vor dem Tod zu tun sind. Die Zeit läuft be­reits, also nichts wie los! Das geht so ra­sant wie amü­sant da­her. Die Zeit rast im­mer schnel­ler. Da­bei wird die Li­ste zwar lang­sam kür­zer, aber im­mer an­spruchs­vol­ler: "Re­lax", "Watch the stars", Get fa­mous"! – Dies al­les ist […]

One Minute Fly


"I'm here to get validated." – Ein schöner Spielfilm, der mit der Mehrdeutigkeit des englischen Begriffes "Validation" spielt: Es gibt offenbar attraktivere Ziele im Leben als freies Parken! Ei­gent­lich wol­len sie alle nur eine Be­stä­ti­gung zum ko­sten­lo­sen Par­ken, aber der Park­platz-An­ge­stell­te hat mehr zu bie­ten: An­er­ken­nung, Wert­schät­zung, Be­stä­ti­gung. Und er be­kommt ein Lä­cheln da­für. Die sich ab der vier­ten Mi­nu­te ent­span­nen­de Pro­blem­la­ge, in des­sen Ver­lauf der Prot­ago­nist auf ein Hin­der­nis stösst und selbst in eine Kri­se ge­rät, sorgt ei­ner­seits für ei­nen ge­wis­sen Rea­lis­mus, an­de­rer­seits ver­liert die Ge­schich­te ihr Tem­po und hat ge­wis­se Län­gen. Doch na­tür­lich kommt am Ende doch noch al­les gut, bes­ser, am be­sten! Für den […]

Validation



"Halleluja, halleluja, halleluja!" – Die grosse Schlange frisst den Menschen, das war sehr gut und der Chor der Tiere singt einträchtig das jubelnde Lob der Schöpfung Gottes. Zur Mu­sik von Jo­seph Haydns Schöp­fung zeich­net der Film sehr spie­le­risch und hu­mor­voll die Schöp­fungs­er­zäh­lung aus dem 1. Buch Mose als krea­ti­ven Ani­ma­ti­ons­akt nach. Mit bild­sprach­li­chen An­klän­gen an Hitch­cocks "Psy­cho" wird die Krea­ti­on des Men­schen als ein­schnei­den­de Be­dro­hung dar­ge­stellt, doch am Ende kommt al­les wie­der gut – wenn auch an­ders als in der Bi­bel. Da der Film die Kennt­nis der er­sten bi­bli­schen Schöp­fungs­er­zäh­lung aus dem 1. Buch Mose (Ge­ne­sis 1,1–2,4) vor­aus­setzt, wäre es […]

Die Schöpfung


Der Kurzfilm-Klassiker von Bruno Bozzetto zum Thema Lebensgestaltung: Ein Leben in Schachteln und der Traum von einem Garten. Be­reits der Vor­spann gibt ei­nen Ein­blick in die The­ma­tik des Films und lie­fert den Film­ti­tel gleich vier­spra­chig. Von der Ge­burt bis zum Tod spielt sich das Le­ben in grau­en Kä­sten ab, die Zeit rennt mehr und mehr. Der kind­li­che Traum von der Freu­de und Ruhe in ei­nem far­ben­bun­ten ver­schlun­ge­nen Gar­ten scheint nur in we­ni­gen Mo­men­ten des Le­bens als real auf und bleibt eine letzt­lich un­ge­leb­te Sehn­sucht. Nur der Tod führt durch die letz­te Schach­tel schliess­lich in den Gar­ten am Ende. Im Un­ter­richt könn­te der […]

Una vita in scatola