Mobile


„Forming, storming, norming, performing“ (Tuckman) – Der äussert bewegte Animationsfilm führt spielerisch, mitreissend und höchst amüsant die typischen Prozesse und Phasen einer Gruppe vor. Dabei ist die Sympathie zwischen der bunten Kuh und der quietschenden Maus äusserst ansteckend, für alle Altersgruppen!

Zwei rosarote Plüsch-Schafe hängend dämmernd in einem Mobile, nebenan ein verdriesslicher blauer Hund mit Schiebermütze, auf der anderen Seite drei orange-gelbe Hühner, das mittlere arg plattgedrückt, wiederum gegenüber ein schläfriges dickes, grünes Schwein – und ganz zuoberst eine kleine, kleine Maus, die bewegt an ihrem Schnürchen baumelt. Gut ausbalanciert und einigermassen unbewegt. Aha, diese Gruppe ist nur der eine Arm des Mobiles, nun der Schwenk langsam nach links, vorbei an der zentralen Aufhängung, hinüber auf die andere Seite. Dort nur eine Schnur, an der eine dicke, grosse, bunte Kuh hängt. Sie sieht traurig aus und blickt wehmütig auf die andere Seite des Mobiles. Soweit die Ausgangslage.

Mit einem freundlichem Lächeln nimmt die bunte Kuh den Kontakt zur Gruppe auf der anderen Seite auf – und erntet dort nur dickfällige Ignoranz, bellende Abweisung, blökendes Desinteresse und dummes Gegacker, bis auf das freundlich-zwitschernde Gequieke der kleinen Maus, die dazu einladend mit den Pfoten winkt. Die Kuh kann ihr Glück erst gar nicht fassen, aber dann macht sie sich auf – mit ihrem ganzen Gewicht – in Richtung zur kleinen Maus. Und damit kommt so ziemlich alles in Bewegung, ins Schaukeln, Drehen, Wirbeln, so dass nicht nur dem dicken grünen Schwein ganz schlecht wird und der empört bellende Hund seine zur Kardinalsmütze aufgeblähte Kappe verliert, sondern auch die Zuschauerinnen und Zuschauer gemeinsam mit dem Mäuschen vor Vergnügen quietschen.

Die bunte Kuh – soviel wird deutlich – sucht eigentlich nicht Chaos und Geschaukel, sondern eine neue Balance, doch nicht gegenüber oder zuoberst fernab, sondern mittendrin, in der Nähe mindestens der kleinen Maus. Und dazu muss offenbar manchmal das alte Gleichgewicht wagemutig aufs Spiel gesetzt werden. Auf diese Weise kommt alles zum Fliegen und Schweben, für einen kurzen Moment der Leichtigkeit entdeckt das dicke Schwein seine Flügel und das immer plattgedrückte Huhn das Glück der freien Entfaltung. Dank der Geistesgegenwart der kleinen Maus sowie dem Glück des Zufalls (oder der Gnade der Animatorin) kommt am Ende alles in ein neues Gleichgewicht. Die Kuh lässt ein dankbares „Muh!“ vernehmen.

Zeit zum Performen …

Der Film eignet sich ab etwa 6 Jahren und – wegen seiner dramatischen und animatorischen Qualitäten – auch für ältere Kinder und Jugendliche, dazu sogar für Erwachsene. Mit den Themenbereichen Gruppe, Aussenseiter und Integration sind Erfahrungen und Fragestellungen angesprochen, die für eigentlich alle Altersgruppen höchst relevant sind.

Natürlich ist es naheliegend, das im Film zentrale Element des Mobiles auch unterrichtlich aufzunehmen. Dies könnte sinnvollerweise als Experimentieraufgabe geschehen, in der verschiedene Elemente in einem Mobile in die Balance gebracht werden müssen, oder: in der ein neues Element in ein bestehendes Mobile integriert werden muss. Wenn diese Experimentieraufgabe in mehreren Gruppen geschieht, können ganz verschiedene Formen der Balance erprobt und beobachtet werden.

Auf diese Weise können Phasen und (Integrations-) Prozesse einer Gruppe unterrichtlich im Bild eines Mobiles sowie ausgehend davon reale Gruppenprozesse und -ereignisse allgemein oder aktuelle Fragen des Zusammenlebens in einer konkreten Gruppe bedacht und bearbeitet werden. Natürlich ist dabei eine kritische Rückfrage an die Chancen und Grenzen dieses Gleichnisses erlaubt und sinnvoll.

Die vom Katholischen Filmwerk produzierte DVD „Mobile“ mit nichtgewerblich-öffentlichem Vorführrecht (Ö-Recht) enthält neben dem Film die auch online zugängliche Arbeitshilfe von Gabi Hastrich und Jana Seeger.

Die vom Projekt RAINBOW – Rights Against INtolerance: Building an Open-minded World produzierte DVD „RAINBOW“ mit nichtgewerblich-öffentlichem Vorführrecht (Ö-Recht) enthält neben diesem Film (und acht weiteren Filmen zum Thema) umfassendes, auch online zugängliches Arbeitsmaterial in acht Sprachen.

Bibliothekarische Bestellung des Films

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